Das Hormonsystem der Frau in Balance (1/3)

Das Hormonsystem der Frau in Balance - Wissen kompakt, Symptome & Beschwerden, Ursachen & zusammenhänge
Hormonsystem-Balance (Artikel 1/3) Wissen kompakt
 

Symptome & Beschwerden

 

Mögliche Ursachen & Zusammenhänge

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Natürliche vs. synthetische Hormontherapie

Hormonsystem-Balance (Artikel 3/3)

Natürliche Therapiemöglichkeiten zur Hormonregulation

 

Wirkung von Mikronährstoffen auf den Hormonhaushalt

 

Empfehlungen & Literatur


Wissen kompakt

Hormone spielen eine bedeutende Rolle für die Gesundheit und auch das allgemeine Wohlbefinden. Nicht nur in der Pubertät, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren kann eine Dysbalance der Hormone einer Frau zu Schaffen machen.

 

Unglückliche Frau

Auch bei Erkrankungen, die auf den ersten Blick scheinbar nichts mit Hormonen zu tun haben, wie z.B. Migräne, Ödeme (Wassereinlagerungen), Osteoporose, Hauterkrankungen, Depressionen, Gelenkschmerzen, Autoimmunerkrankungen,... können ein Hormonmangel oder- Überschuss ursächlich dahinterstecken.
Außerdem ist nicht nur das bekannte Hormon Östrogen, sondern auch das oft vernachlässigte Hormon Progesteron (Gegenspieler von Östrogen) von enormer Bedeutung. Auch die Hormone Testosteron und DHEA (Dehydroepiandrostendion) dürfen im Körper einer Frau nicht fehlen und sollten nicht außer Acht gelassen werden. Dabei spielt nicht nur die Menge der einzelnen Hormone, sondern auch das mengenmäßige Verhältnis zueinander eine bedeutende Rolle.


Männer und Frauen haben übrigens identische Hormone, nur die Mengen sind etwas unterschiedlich.

  • Östrogen
    Die Östrogene gelten als die geschlechtsspezifischen Hormone der Frau. Es gibt jedoch verschiedene Formen von Östrogen, darunter das Östron, Östradiol und Östriol:
    • Östron (E1, im Englischen Estron) gilt als das Speicherhormon unter den Östrogenen und wird in den Eierstöcken, der Nebenniere und im Fettgewebe gebildet.
    • Östradiol (E2, im Englischen Estradiol) gilt als das Fruchtbarkeitshormon, ist verantwortlich für den Schleimhautaufbau in der Gebärmutter und ist das am stärksten wirksame Hormon unter den Östrogenen. Es ist jedoch auch für die Elastizität der Gefäße und die Potenz von Bedeutung.
      ⬆ Eine Dominanz dieser Form des Östrogens (durch Überschuss, Progesteronmangel oder auch Hormonersatztherapie...) steht im Verdacht, die Entwicklung hormonabhängiger Tumore (Brust, Gebärmutter, Prostata,...) zu begünstigen.
      ⬇ Mangel an Östradiol kann unter anderem zu Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Hautsymptomen führen.
    • Östriol (E3, im Englischen Estriol) gilt als das Schleimhauthormon, wird in der Leber aus E2 gebildet und ist wichtig für Feuchtigkeit aller Schleimhäute und eine gesunde Blasenfunktion.
      Östriol löst im Gegensatz zu Östradiol (E2) kein Zellwachstum aus.
  • Progesteron
    Progesteron wird oft auch als Gelbkörperhormon bezeichnet und ist das wichtigste natürlich im Körper vorkommende Gestagen. Es ist ein geschlechtsneutrales Hormon und Gegenspieler von Östrogen und Cortisol (Stress-Hormon).
    Progesteron wird bei Frauen v.a. in den Eierstöcken nach dem Eisprung im Gelbkörper gebildet. Jedoch auch in der Nebenniere und bei Männern in den Hoden kann Progesteron gebildet werden. 

Progesteron ist für Frauen, Männer und auch Kinder gleichermaßen von Bedeutung, da es im Körper unzählige Aufgaben hat:

    • Progesteron ist für unser emotionales Gleichgewicht unverzichtbar und wirkt Stimmungsschwankungen entgegen
    • Es hat beruhigende, schlaffördernde und krampflösende Eigenschaften
    • Es hilft, Fett in Energie umzuwandeln und wirkt der Fettansammlung im Bauchbereich entgegen
    • Es kann die Wasserausscheidung aus dem Gewebe unterstützen
    • Es kann den Knochenstoffwechsel unterstützen
    • Es kann die Konzentrations- und Gedächtnisfunktion unterstützen
    • Es kann die Gefäßfunktion unterstützen
    • Es ist für das Zustandekommen und den Erhalt einer Schwangerschaft unverzichtbar
    • Es ist "Vorläuferhormon" von Cortisol, Östrogen und Testosteron, gleichzeitig aber auch Gegenspieler und ist somit für die Balance und Regulation dieser von größter Bedeutung
    • Es aktiviert ein Gen namens P53, welches Brustkrebs verhindern kann, indem es den Zellen vermittelt, "wann es Zeit ist, abzusterben" (Apoptose).
    • u.v.m 
  • Testosteron
    Testosteron ist als typisch männliches Hormon bekannt, allerdings hat ein Mann mittleren Alters rein statistisch nur rund ein Drittel mehr Testosteron, als eine erwachsene Frau.
  • Testosteron ist für Leistungsfähigkeit, Energie, Muskelaufbau, Herzfunktion und Libido auch für die Frau unerlässlich.
    Bemerkenswert: Das Herz als wichtigster Muskel des Körpers verfügt über zahlreiche Testosteron-Rezeptoren.
  • Testosteron spielt außerdem eine Rolle für das Kollagen der Haut, hat Bedeutung für das Körpergewicht und eine ausgleichende Wirkung auf den Fettstoffwechsel
  • Ein Überschuss kann zu Aggressivität, Hautunreinheiten, wie Akne und vermehrter Körperbehaarung beitragen.

Erwähnenswert: Testosteron kann durch das Enzym "5-Alpha-Reduktase" in das hochaktive DHT (Dihydrotestosteron) umgewandelt werden. Hohe DHT-Spiegel können zu hormonell bedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) führen.
Es gibt natürliche "5-Alpha-Reduktase"-Hemmer, welche die Produktion des DHT bremsen können.

  • DHEA und DHEA-S
    Dieses Hormon (Dehydroepiandrostendion) wird umgangssprachlich auch als Jungbrunnen-, Antistress- und Wohlfühlhormon bezeichnet. Ab dem 25. Lebensjahr nimmt der DHEA-Spiegel um ca. 2% pro Jahr ab, was aber nicht bedeutet, dass junge Menschen immer ausreichende Mengen dieses Hormons aufweisen.
    Es ist ein stoffwechselaktivierendes Energie-Hormon, ein Gegenspieler des Stresshormons Cortisol und wird in der Nebenniere gebildet. Ebenso wie Progesteron ist es die Vorstufe für andere Steroidhormone.

Symptome / Beschwerden

Wie macht sich eine Dysbalance im weiblichen Hormonhaushalt bemerkbar?

Östrogen

⬇ Östrogen-Mangel

Bei beiden Geschlechtern:

Depressionen, Müdigkeit, verminderte Konzentrations-, Denk- und Merkfähigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Bluthochdruck, Nervosität, Schlafstörungen, Hitzewallungen

 

Bei Frauen:

Unfruchtbarkeit, schlaffe Haut, Falten,
hängende Brüste, Scheidentrockenheit, Blasenschwäche, Reizblase,
Nachtschweiß- und Frierattacken

 

Bei Männern:

Potenzprobleme,
mangelnde Fruchtbarkeit

⬆ Östrogen-Überschuss

= Östrogendominanz

Bei beiden Geschlechtern:

Kopfschmerzen, Migräne,
depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme, Wassereinlagerung im Gewebe, Gefahr von Thrombenbildung, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Venenprobleme,
erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolien,
erhöhtes Krebsrisiko

 

Bei Frauen:
Zysten, Gefühl des Aufgeblasenseins, Ödeme, Fetteinlagerung vor allem an Po, Oberschenkeln und Bauchpartien,
heftige und verlängerte Periodenblutungen, Hitzewallungen, Libidoverlust, Myome, Gebärmutterkrebs und Brustkrebs

 

Bei Männern:
Brustansatz, Fetteinlagerung, Aufgedunsensein


Progesteron

⬇ Progesteron-Mangel

Bei beiden Geschlechtern:
Schilddrüsenfunktionsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Gedächtnisstörungen,
Kopfschmerzen, Migräne,
emotionale Verstimmungen, plötzliche Aggressionen, depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen,
Vergesslichkeit, Schlafstörungen, Nachlassen des Denkvermögens, Schwindel
Libidomangel, Leistungsabfall, Energiemangel, Blutdruckschwankungen, Gewichtszunahme und Knochenmasseverlust (Osteoporose)


Bei Frauen:
Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten,
PMS (prämenstruelle Beschwerden), schmerzhafte Regelblutungen,
heftige, verlängerte Blutungen, Wassereinlagerung im Gewebe, Brustspannen, Ödeme,
Bildung von Zysten in Brust und Eierstöcken, Myome in der Gebärmutter, Wechseljahrsbeschwerden, Blasenprobleme, Gemütsschwankungen

 

Bei Männern:
Beschwerden mit der Prostata, Probleme mit der Fruchtbarkeit, Gefäßkrämpfe, die am Herzen einen Herzinfarkt auslösen können und im Gehirn einen Schlaganfall u.a.m.

⬆ Progesteron-Überschuss

Bei beiden Geschlechtern:

Verursacht erstaunlicherweise meist keinerlei Beschwerden.
Teils kann es zu Schwindelgefühlen, oder leichter Benommenheit kommen.


Eine verstärkte Umwandlung von Progesteron in Östrogen kann in seltenen Fällen zu Symptomen einer Östrogen-Dominanz (siehe oben) führen.

  • Deshalb wird eine Kontrolle der Werte ca. 2 Monate nach Therapiebeginn empfohlen. (Nach Anpassung der Medikation - z.B. durch geringere Dosierung einer bioidentischen Hormoncreme oder Gabe von Zink als natürlicher Aromatasehemmer,  sind diese möglichen Symptome in der Regel schnell wieder rückläufig)

Testosteron

⬇ Testosteron-Mangel

Bei beiden Geschlechtern:

Verminderte Libido, nachlassende Muskelkraft, Mangel an Selbstbewusstsein, Angstzustände, Depressionen, Energieverlust,
schwache körperliche Kondition,
Unfähigkeit, Treppen zu steigen und schnell auftretende Kurzatmigkeit,
allgemeine Energielosigkeit

 

Bei Männern:

Gestörte Erektionsfähigkeit, Prostataprobleme

⬆ Testosteron-Überschuss

Bei beiden Geschlechtern:

Verstärkte Aggressionen, aggressives Verhalten,

starke Muskelkraft, verstärkte Körperbehaarung und Bartwuchs, Akne v.a. in der Pubertät


DHEA und DHEA-S

⬇ DHEA-Mangel

Bei beiden Geschlechtern:
Angstzustände, Autoimmunerkrankungen, vermehrtes Bauchfett, Bindegewebsschwäche, Blasenschwäche, Muskelschwäche, Blutdruckschwankungen,
Erschöpfung, Kurzatmigkeit,
Burn Out, Depression, Stimmungslabilität, Entzündungen,
Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche,
Gelenkbeschwerden, Osteoporose
Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Hörsturz Libidomangel, Vitiligo,

Migräne, Schlafstörungen, Schwindel

⬆ DHEA-Überschuss

Bei beiden Geschlechtern:
Unreine Haut, Akne und fettiges Haar,
vermehrte Körperbehaarung und Bartwuchs


Quelle: Buch - Natürliche Hormontherapie, Dr. med Annelie Scheuernstuhl & HP Anne Hild


Mögliche Ursachen und Zusammenhänge

Verschiedene Faktoren kommen als Ursache für die Entwicklung einer hormonellen Dysbalance in Betracht:

Hormongleichgewicht
  • Familiäre Veranlagung
  • Psychische Belastungen und Stress...
    • können z.B. zu Nebennierenschwäche führen, welche wiederum eine Erschöpfung der Hormonproduktion zur Folge haben kann.
    • bedingen für die Stresstoleranz einen erhöhten Bedarf von DHEA (als Antistress-Hormon und Gegenspieler von Cortisol).
  • Lebensführung: Bewegung, Übergewicht & Ernährung
    • Bewegung und Sport können den Testosteron-Spiegel steigern
    • Übergewicht als Risikofaktor für Östrogendominanz
    • Alkoholmissbrauch als Risikofaktor für Testosteronmangel & Östrogendominanz
  • Umweltgifte mit Östrogenwirkung, auch Xenoöstrogene genannt, die in vielen Verpackungsmaterialen (z.B. BPA, Phtalate =Weichmacher, Bisphenol A) enthalten sind.
    • Auch Kosmetika, wie Sonnencreme, Lotion, Duschgel usw. können unerwünschte Hormone enthalten (z.B. Parabene, Benzophenone...), die über die Haut aufgenommen werden.
      Kleiner Hinweis:
       Mittel, die Chemikalien ausweisen, die mit -ethyl, -methyl, -butyl, oder -propyl enden, enthalten Parabene.
      Weitere Infos diesbezüglich findest du hier.
  • Erhöhter Konsum von östrogenhaltigen Nahrungsmitteln, wie Milch & Fleisch von Tieren, deren Futter Hormone zugesetzt wurden
  • Toxine (Giftstoffe), Strahlenbelastungen und starke Medikamente, wie z.B. Zytostatika (Chemomittel) können zu Erbschädigungen und Erliegen der Hormonproduktion führen
  • Hormonersatz-Therapie, wie Pille, 3-Monats-Spritze, Hormonpflaster, -Cremes, -Gels, -Zäpfchen,...
  • Vitamin-und Mineralstoffmängel (z.B. Zink zur Produktion von Testosteron & Gonadotropin, Selen für die Produktion von Schilddrüsenhormonen, oder Vitamin D3 als "Hormonvorstufe")
  • Reduktion der Hormonproduktion im Alter

Dies ist nur der erste Teil unserer Serie zur Balance des Hormonsystems der Frau. Im zweiten Beitrag werden wir über Themen informieren, wie die Hormondiagnostik & Behandlungsmöglichkeiten und geben nützliche Tipps über die Ernährung zur Hormonregulation.
Im dritten und letzten Teil gehen wir detailliert auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zur Hormontherapie ein.

 

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Dieser Artikel wurde von Bianka Wiggenhauser (Heilpraktikerin für Naturheilkunde und MTLA Med.-techn. Laborassistentin) verfasst. Alle Informationen stammen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und langjährigen persönlichen Erfahrungen aus der Praxis.


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Stand: Juni 2021, alle Angaben ohne Gewähr

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